Samstag, 14. März 2009

God in a box - oder, wie wir Gott in eine Schublade stecken...

Wir Deutschen haben ein phantastisches Prinzip, welches auf unserem analytischen Denken aufbaut. Haben wir ein Problem oder eine Aufgabe vor uns, dann betrachten wir es von allen Seiten, sehen den Ist-Zustand und den Soll-Zustand und dann machen wir uns an die Arbeit und entwickeln einen Plan, wie wir von A nach B kommen. Jetzt wissen wir, wie es funktioniert und machen daraus ein Prinzip - beim nächten Mal, wenn wir A und B sehen, wenden wir es direkt an. Man braucht ja 'das Rad nicht jedesmal neu erfinden'. Im übrigen funktionieren insbesondere die Männer häufig auf diese Weise.

So weit, so gut.

Leider beginnen die Schwierigkeiten in dem Augenblick, wo A oder B oder gar beide sich ein wenig verändern. Nicht gleich zu X oder Y, dafür haben wir ja eine andere Lösung, aber vielleicht zu A1 oder b...
Leben, Personen und Beziehungen sind nie exakt gleich. Was bei einem Menschen funktioniert und richtig ist, kann einen anderen das Leben kosten; man nehme nur die Medizin, was einem Menschen hilft, ist noch lange nicht gut für den anderen - obwohl doch beides Menschen sind!
Natürlich sind uns in diesem Bereich die Unterschiede bekannt und bewusst, doch das Leben ist so vielfältig und facettenreich, dass sich der Umgang mit Situationen und miteinander immer wieder neu anpassen muss.
Stimmung, Erfahrung, Kultur, Geschlecht, Alter usw haben Einfluss auf unser Leben und unser Umfeld.
Menschliche Beziehungen kann man daher nicht nach einem 08/15-Prinzip leben, es gilt, sich immer wieder neu auf den anderen einzulassen.

Was Gott betrifft, wird das immer wieder ignoriert. Eine Reihe von Religionen und Philosophien basieren auf Prinzipien, die für die verschiedenen Lebenssituationen entwickelt wurden (übrigens sehr unflexibel, da sich hier die Situationen den Prinzipien unterordnen müssen, damit diese anwendbar sind). Angefangen von dem klassischen Gesetzen (tue dies, lass das) über die Opfer (je nachdem was du willst gibt es eine Vorgabe, was getan oder gegeben werden muss) bis hin zu Ritualen (Meditationen, Gebete u.ä) finden wir ein Automatenprinzip (God in a box). Wirf das Richtige oben rein, dann kommt das Verlangte unten raus.

Nun, Gott, der sich in der Bibel und in Jesus Christus zeigt, ist kein Automat. Es geht ihm nicht darum, für den Menschen zu funktionieren, oder umgekehrt, dass der Mensch für Ihn funktioniert. Es geht Ihm um eine Beziehung zu uns.
Obwohl in der Bibel viele Gebote zu finden sind, geht es nicht darum, dass wir alles richtig machen. Es geht um das Wohlergehen des Menschen, diese Gebote sollen uns helfen ein heiles gutes Leben zu haben.
Gott setzt uns nicht nur ein Regelwerk vor und prüft am Ende unserer Tage, ob wir alles eingehalten haben. Er hat ein Regelwerk gemacht und will es in der Beziehung mit uns auf unser Leben anwenden - damit es uns gut geht. Das funktioniert nur gemeinsam, genau wie die menschlichen Beziehungen auch, oder wie auch der Arzt eine Rückmeldung braucht, ob die Medikation den gewünschten Effekt erzielt.

Wenn wir Gott nur auf Regeln und Prinzipien reduzieren, leben wir an dem vorbei, was Gott sich für uns gedacht hat. Dann sind wir auf uns selbst geworfen und da wir die Gebote ohnehin nicht alle einhalten können, fühlen wir uns eingeengt und schuldig. Kein Wunder, dass niemand an so einen Gott glauben will. Aber vielleicht an einen Gott, der mich liebt und das Beste für mich will?!

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